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LANDKEKS

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BeitragThema: h   h EmptyMo Aug 18, 2014 2:53 am

Wie er es hasste, mit der Métro zu fahren. Es gab nichts ätzenderes als in Paris darauf angewiesen zu sein, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, besonders die unter der Erde. Er hasste den Gestank, die Menschenmassen (okay, das war um die Uhrzeit gerade mal erträglich), das Gehetze, die Treppen, die Lautstärke, die Enge in den Zügen und überhaupt alles. Deshalb besaß er ein Fahrrad, um alles in der Stadt nur durch Muskelkraft zu erreichen und nicht darauf angewiesen zu sein, irgendeine Bahn zu erwischen. Aber – und das hatte er sogar selbst eingesehen – zu Einbrüchen konnte er nicht mit dem Rad fahren. Sie nutzten als Fluchtfahrzeug regelmäßig Leroys Schrottlaube von einem Auto und da sie heute nicht zusammen zum Gericht fuhren, musste er die Métro nutzen, wohl oder übel. Um so viele Menschen wie möglich davon abzuhalten, sich neben ihn auf den freien Platz zu setzen, starrte er absichtlich finster in die Runde und schaffte es so tatsächlich, zwei Stationen lang sitznachbarfrei zu bleiben. Dann ließ sich ein unbeeindruckter junger Mann mit Beats-Kopfhörern neben ihm nieder und schien gar nicht zu bemerken, dass er sehr böse angestarrt wurde. Hätte er nicht noch eine Station warten können? Oder sich auf einen der hundert freien Plätze setzen können, die es sonst noch gab? Mitch verdrehte genervt die Augen und stemmte sich in die Höhe, kurz bevor die Bahn hielt. Ohne besondere Rücksicht stieg er über die Knie des Kerls, streifte ihn und hechtete schließlich etwas eilig nach draußen, als die Tür anfing zu pfeifen. Hatte er schon mal jemandem gesagt, dass er die Métro hasste? Er hatte das starke Bedürfnis, diesen Hass mit irgendwem zu teilen. Der Unauffälligkeit zuliebe ließ er es aber doch bleiben, beherrschte sich und machte sich an den Aufstieg aus der Station, die eine der tiefsten von ganz Paris war. Wundervoll.

Zurück an der Oberfläche besserte sich seine Laune merklich. Es war dunkel, hier oben war kaum jemand unterwegs und die Luft war frisch und angenehm kühl. Seine Hände wanderten wie von selbst in seine Taschen, dann schlug er den Weg zur Brücke von Saint-Michel ein. Es war sein Arbeitsweg und es gefiel ihm nicht so gut, dass heute nicht das Krankenhaus sein Ziel war. Die gewohnte Aufregung begann sich stärker bemerkbar zu machen und versorgte ihn mit einem angenehmen Kribbeln im Bauch. So unwohl er sich auch bei einem Einbruch in der Nähe des Krankenhauses fühlte, Vorfreude und Nervenkitzel überwogen dennoch. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bereits Viertel nach 1 war. Ausgemacht hatten sie zwanzig nach 1, am Ende der Brücke. Dort wartete niemand auf ihn, aber das war nichts, was ihn beunruhigen konnte. Er lehnte sich gegen das Brückengeländer und ließ den Blick halbwegs unauffällig schweifen. Ein paar Touristen waren tatsächlich noch unterwegs, ein etwas gehetzter Mann eilte auch auf die Brücke zu und drei Autos fuhren hintereinander von der Insel. Keines davon gehörte offensichtlich der Polizei. Der 24-Jährige atmete tief durch und musterte schließlich das Gerichtsgebäude. Da wartete eine Herausforderung auf sie. Dass die Polizeistation nur wenige hundert Meter die Straße runter entfernt war, wussten sowohl er als auch Enéas.
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